bei uns ist es normal, dass man krankenversichert ist und wenn man wegen Krankheit oder Unfall ins Krankenhaus muss, wird man dort versorgt. Das sehen wir als ganz selbstverständlich an. Aber wie ist es in Ruanda? Nehmen wir als Beispiel Suzan, die sich durch einen Unfall auf der Straße ein Bein bricht…
Alle Menschen in Ruanda sollen krankenversichert sein. Die Versicherungskosten spiegeln dabei die Einkommensverhältnisse wieder. Die billigste und einfachste Versicherung kostet umgerechnet 3 €uro im Jahr pro Familienmitglied (Familie mit 5 Personen = 3 x 5 = 15 €uro im Jahr). Mit dieser Versicherung kann man sich nur in den staatlichen Kliniken behandeln lassen. Der Haushaltsvorstand ist dafür verantwortlich und die Familienmitglieder werden unter seinem Namen registriert. Muss nun ein Familienmitglied ins Krankenhaus, braucht der Betreffende nur die Karte mit dem Foto des Haushaltsvorstandes vorzuzeigen, dann ist alle Behandlung kostenlos.
Die bessere Krankenversicherung ist die für Angestellte in öffentlichen und privaten Betrieben, mit der man in staatlichen und privaten Kliniken behandelt wird. Dafür wird ein bestimmter Betrag vom Gehalt für die Krankenversicherung abgezogen. Auch hier gibt es eine Familienversicherung. Gezahlt werden 90% der Kosten, so dass der Patient nur 10% selbst zu tragen hat. Ruanda hat eine gutes Gesundheitssystem entwickelt, das sich aus Steuern /Abgaben, ausländischer Hilfe und freiwilligen Zahlungen zusammensetzt.
Für die Behandlung ihres gebrochenen Beines muss Suzan einen Eigenanteil von etwa 15 €uro zahlen, wenn sie versichert ist. Ist sie nicht versichert, muss sie alle Kosten tragen, was zwischen 500-1000 €uro kosten kann.
Alle sind verpflichtet zu helfen, wenn jemand Hilfe braucht. So rufen Passanten den Krankenwagen, der Suzan in das nächst gelegene Krankenhaus bringt. Dort wird sie erstversorgt. Der Krankenwagen wird von der Krankenversicherung bezahlt. Je nachdem wo Suzans Unfalls passiert ist, ist der Krankenwagen zur Stelle: in der Stadt braucht es etwa 15-20 Minuten, auf dem Land kann es dagegen lange dauern, v. a. wenn die Straße schlecht ist oder sich kein Krankenhaus in der Nähe befindet.
Sollte das Krankenhaus Suzan nicht weiterhelfen können, wird sie danach in eine größere Klinik verlegt. Es gibt viele kleine Krankenstationen im ganzen Land, die nicht auf komplizierte Krankenstände eingerichtet sind. Die beiden größten und am besten ausgestatteten Kliniken mit vielen Fachärzten sind in Ruanda CHUK und King Faisal Hospital. Beide liegen in Kigali. Es gibt nur aber nur wenige Spezialisten unter den Ärzten. Wenn Suzans Bruch komplizierter ist, kann es Tage durchaus dauern, bis sie operiert wird.
Das Krankenhaus informiert ihre Familie, die ihr die nötigen Dinge (Seife, Handtuch, Kleidung) bringen.
Ist das nicht möglich, erhält Suzan die Sachen gegen Rechnung vom Krankenhaus und nur in einer Privatklinik wird auch Essen für die Patienten gereicht. Es gibt Besuchszeiten, in denen die Familie Suzan besuchen kann. Suzan bekommt dann Obst, Milchprodukte und Saft mitgebracht. Blumen schenken Besucher nur, wenn ein Kind geboren wurde.
In staatlichen Krankenhäusern müssen die Angehörigen auch für die Betreuung (z. B. beim Toilettengang) des Patienten sorgen: von früh bis spät und auch nachts ist jemand von der Familie oder Freunden für Suzan da, denn das Pflegepersonal übernimmt nur die medizinische Versorgung. In einer Privatklinik erhält Suzan 3x täglich eine Mahlzeit und kann aus 2-3 Gerichten wählen: Frühstück gibt es meist um 7 Uhr mit Brot, Butter und Obst, Mittagessen und Abendessen gegen 18 Uhr, beide als warme Mahlzeiten. Als Getränk kann Suzan zwischen Wasser, Milch und Tee wählen.
Manche Krankenhäuser haben hübsche Zimmer für 1 oder 2 Patienten, die auch TV haben, doch manche Krankenhäuser haben nur große Krankensäle für bis zu 20 Patienten. Jeden Tag gibt es eine Visite von den Ärzten und dem Pflegepersonal. Wird Suzan nach einem komplizierten Bruch entlassen, wird ihr eine Reha-Klinik empfohlen. War das Bein nicht so schwer verletzt, kann sie die Reha auch zu Hause machen.
Es ist zum Glück selten, das unsere Patenkinder so schwer erkranken, dass sie über mehrere Wochen im Krankenhaus behandelt werden müssen. In aller Regel deckt unsere „Patenkinder-Krankenversicherung“ die Behandlung ab (meist sind es Erkältungs- und Malariaerkrankungen). Ist ein Patenkind jedoch wirklich schwerwiegend erkrankt und die Rechnung sehr hoch, übernimmt das MFB die Kosten und fragt bei den Paten an, ob sie auch etwas dazu beitragen möchten. Doch das kommt zum Glück nur sehr selten vor, wofür wir alle sehr dankbar sind!
Viele Grüße aus dem MFB und bleiben Sie gesund!
Sylke Goebel, Missionswerk Frohe Botschaft