Mai 3, 2023

Im Februar 2023 konnte ich zum ersten Mal nach Uganda und Kenia reisen und mir selbst ein Bild vom Leben dort machen, mein Patenkind besuchen und die Arbeit von MIFA und anderen Projekten, mit denen der MFB zusammenarbeitet, kennenlernen. In den ersten beiden Wochen war ich Teilnehmerin der Patenschaftsreise, von der im letzten MFB-Rundbrief berichtet wurde. Schon da bekam ich Einblicke in das Leben der Menschen, die man als „normaler“ Tourist wohl nie bekommen würde. Im Anschluss daran begann mein persönliches Abenteuer im Kinderheim Ebenezer mit angeschlossenem Berufsausbildungszentrum. Als Erzieherin hatte ich den Wunsch, dort für 2 1/2 Wochen mitzuleben und mitzuhelfen. Bis dato konnte ich mir unter Ebenezer nicht viel vorstellen. Nun bin ich schlauer, reich beschenkt mit vielen Erfahrungen, neuen Freunden und einem weiteren Patenmädchen zurückgekehrt. Ich war die erste „Weiße“, die jemals in Ebenezer übernachtet und mitgelebt hat. Das war am Anfang für beide Seiten herausfordernd, am Ende aber für alle eine große Bereicherung.

Meinen Alltag dort verbrachte ich zusammen mit 65 Kindern, 91 Auszubildenden und 16 Mitarbeitern. Momentan haben 66 von diesen Kindern/Jugendlichen einen Paten/Patin in Deutschland. Alle kommen aus wirklich schwierigen familiären Verhältnissen und erleben Ebenezer als ein neues Zuhause auf Zeit. Sie leben getrennt nach Jungen (40) und Mädchen (116) in 2 Gebäuden auf einem großen naturbelassenen Gelände am Dorfrand von Namasumbi. Zusätzlich gibt es noch ein sehr einfaches Küchengebäude, eine offenstehende Mehrzweckhalle und ein Gebäude für die angehenden Maurer und Tischler. Das Leben spielt sich aber hauptsächlich draußen ab.  Ca. 50 Kinder gehen wochentags von 7-17 Uhr in 2 nahegelegene Grundschulen. Die anderen lernen in der sogenannten „Creativ-Learning-Class“ in Ebenezer, in der sie auf kreative Art auf das Schulleben vorbereitet werden. Dort konnte ich auch jeden Tag mithelfen und auf spielerische und musikalische Art einfache Lerninhalte (z.B. Zahlen und Farben) vermitteln. Die große Herausforderung dieser Klasse ist der Altersunterschied zwischen 3 und 13 Jahren. Auch bei den Auszubildenden ist der Altersunterschied groß; zwischen 15 und 22. Innerhalb von 2 Jahren werden die z.Z. 76 Mädchen zu Schneiderinnen, Friseurinnen und Köchinnen/ Hauswirtschafterinnen und die 15 Jungs zu Maurern und Tischlern ausgebildet. Die Ausbildung der Jungs ist noch im Aufbau. Für jeden Ausbildungsgang gibt es nur einen hauptverantwortlichen Fachlehrer. Ich konnte beobachten mit welcher Hingabe die Lehrer unterrichten und von den Schülern geliebt und geachtet werden. Mich faszinierte das gesamte Miteinander. Ebenezer ist wie eine riesengroße Familie, die immer eng zusammen ist (bis auf die Ferienzeiten). Von früh 5 Uhr bis abends ca. 21 Uhr pulsiert das Leben: Früh und abends gemeinsame Gebetszeiten, in denen viel gesungen, geklatscht und getanzt wird; Frühsport für die Azubis, Reinigung aller Räumlichkeiten und des Geländes, Gartenarbeit, Feuerholz sammeln, beim Kochen und Essen verteilen helfen, Wäsche mit der Hand waschen, sich selbst waschen etc. Vieles nimmt viel mehr Zeit in Anspruch als wir es kennen. Ich war beeindruckt von der einfachen Lebensweise. Z.B. gibt es für jeden nur 1 Teller und 1 Tasse – warum sollte man mehr Geschirr brauchen? Gegessen wird mit den Fingern. Jede/r hat sein eigenes Bett mit einer Kiste darauf, in der alle persönlichen Sachen sind. Mehr Platz gibt es nicht, aber damit haben die Kinder oft mehr als sie je zuhause hatten. Im Mädchenhaus gibt es 3 Schlafsäle jeweils für ca. 40 Mädchen, einer für die Kinder, einer für das 1. Ausbildungsjahr, einer für das 2. Ausbildungsjahr.

Manche Mädchen sind schon Mama. Sie leben zusammen mit ihrem Baby bzw. Kleinkind dort. Das funktioniert gut. Sie schlafen zusammen in einem Bett in den großen Schlafsälen. Während dem Unterricht kümmert sich eine Mitarbeiterin um die Kinder oder sie sind einfach mit dabei. Ansonsten kümmern sich einfach alle mit darum, so dass ich lange nicht wusste, wer denn wirklich die Mütter der einzelnen sind.

Die tägliche Verpflegung aller ist v.a. finanziell eine Herausforderung. Auch in Uganda ist alles teurer geworden. An 6 Tagen in der Woche gibt es zum Mittagessen und zum Abendessen Maisbrei mit Bohnen, das günstigste und nahrhafteste Essen. Das Maispulver ist jetzt doppelt so teuer. Das Sonntagsessen besteht meist aus Reis, Kochbanane und Erdnusssoße oder auch Bohnen. Nur zu besonderen Anlässen, wie z.B. am Internationalen Frauentag, ein Feiertag in Uganda, oder zu meinem Abschied (oder Ostern, Weihnachten) gibt es für alle ein kleines Stück Fleisch. Wenn auf den eigenen Feldern Gemüse (wie Maniok, Süßkartoffeln,Tomaten..) geerntet wird, ist das natürlich für den Speiseplan eine Bereicherung. Das ist 2 mal im Jahr nach den Regenzeiten der Fall. Auch Kochbananen wachsen im Garten. Die Milch der 6 eigenen Kühe reicht, um für alle jeden Tag zum Frühstück Porrige zu kochen (Milch angedickt mit Maispulver). Auch wenn das Essen nicht sehr abwechslungsreich ist und es auch nicht mehr als die zugeteilte Portion gibt, sind doch alle dankbar, dass sie überhaupt Essen haben und nicht hungern müssen.

Bei den täglichen Gebetszeiten, beim abendlichen Bibellesen und bei den eigenen Sonntagsgottesdiensten wird Gottes große Liebe den Kindern und Jugendlichen nahegebracht. Viele kamen nach Ebenezer ohne Hoffnung für die Zukunft. Ebenezer bedeutet „Stein der Hilfe“. Die Mitarbeiter geben alles, damit den Kindern und Jugendlichen echte Hilfe zuteilwird und sie hoffnungsvoll in die Zukunft blicken können. Dabei vertrauen sie auch auf Gottes Hilfe. In einem Lied, welches oft gesungen wurde, heißt es: He makes a way where there is no way… (Gott macht einen Weg, wo es keinen gibt…) Wie schön, dass viele das in der Vergangenheit dort schon erlebt haben und dass wir z.B. durch Patenschaften auch heute noch mithelfen können, dass Kinder und Jugendliche wie Angel, Elizabeth, Jona, Hope, Smile, Anabell u.v.a. eine hoffnungsvolle Zukunft haben können.

Die vielen Grüße, die ich aus Ebenezer mitgebracht habe, gebe ich hiermit gerne an alle weiter.

Außerdem soll ich von den Direktoren der Schulen, die ich besucht habe, allen Sponsoren (=Paten) ein herzliches Dankeschön sagen. Unser Schulgeld, das regelmäßig jeden Monat bezahlt wird, trägt zum Bestehen der Schulen bei, weil sie sich auf dieses Geld wirklich verlassen und damit arbeiten können.

 

Herzliche Grüße

Daniela

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